Abstauben in Brasilien - Deutsche Konzerne im Zwielicht
Russau, Christian. 2016. VSA Hamburg, 978-3-89965-721-0. € 16.90
Als im November 2015 der Samarco-Staudamm bei Mariana brach und über 60 Millionen Kubikmeter giftigen Klärschlamms über die Region verteilte, war das der deutschen Presse nur wenige Zeilen wert. Ein brasilianisch-australischer Staudamm – was hat das mit deutschen Firmen zu tun?
Nun, die Versicherungen liefen über verschiedene deutsche Rückversicherer; dies nur ein Beispiel unter vielen, die Christian Russau in seinem Buch aufführt.
Brasilien und Deutschland sind Handelspartner, auch wenn die Wege oft einseitig sind: Brasilien führt in der Hauptsache unverarbeitete Waren nach Deutschland aus, Deutschland wiederum exportiert verarbeitete Produkte nach Brasilien. ThyssenKrupp, Siemens, BASF, VW, Mercedes, Heckler & Koch sind nur einige der Firmen, die von den einseitigen Verhältnissen profitieren. Heute präsentieren die deutschen Konzerne in der Öffentlichkeit ihr Image mit den modernen Schlagworten wie „Nachhaltigkeit“, „Umweltschutz“, „soziale Verantwortung“ und „Entwicklungsförderung“. Sie hoffen damit, Kritik zu minimieren.
Jedoch stellen sich immer wieder AktivistInnen in Brasilien und Deutschland auf, um über die Investitionen und die Beteiligungen deutscher Konzerne zu informieren und protestieren. Diese können auch etwas bewegen. Als ein Beispiel sei nur die VW-Fazenda in Amazonien genannt.
Christian Russau erzählt die Geschichte von BrasilianerInnen, deren Existenz durch das Profitstreben der deutschen Konzerne bedroht ist, ihre Formen des Widerstandes gegen die Konzernmächtigen und aber auch, was wir hier in Deutschland tun können.
Anne Reyers