Brasilien: Gesellschaft – Kultur – Politik.
Andreas Nöthen
Juli 2024, Kohlhammer Verlag, ISBN 978-3-17-043773-9. 241 Seiten, 36 €.
von Laura Held
In dem neuen Buch des Journalisten Andreas Nöthen gehe es um das riesige Land Brasilien, seine Gesellschaft, Kultur und Politik. Aber das Taschenbuch hat nur 241 Seiten. So einfach Brasilien verstehen?
Es gelingt erstaunlich gut: fundiert, voller bekannter und unbekannter Fakten, leicht lesbar, mit Fußnoten belegt und einer weiterführenden Literaturliste. Die 14 Kapitel sind so geschrieben, dass man sie auch einzeln lesen kann. Besonders informativ sind die Kapitel „Bolsonarismo“ (dem noch wirkmächtigen rechtsextremen politischen Programm von Ex-Präsident Jair Bolsonaro), „Korruption“, „Evangelikale“, „Drogenbanden und Milizen“, „Amazonien“ sowie „Rassismus“. Nur das Kapitel über „Frauen in der Politik“ ist etwas dünn. Es fehlen die vielfältigen, überall in Stadtvierteln und auf dem Land aktiven Frauenbewegungen. Bei den Kapiteln zur „Außenpolitik“ und zur „Deindustrialisierung“ zeigt sich ein sehr europäischer Blick auf Brasilien.
Es ist erfrischend, auch weniger erwartbare Themen zu finden, wie „Ein tierisches Kulturgut“. Da geht es um das verbotene Glücksspiel „jogo do bicho“. Gleiches gilt für das Kapitel über die in Brasilien populäre Musikrichtung „Sertanejo“ mit ihren oft sexistischen Inhalten, und für das Kapitel „Von Menschenfressern und Auswandererströmen“, wo die Migration aus dem deutschsprachigen Raum nach Brasilien in geraffter Form erzählt wird.
Ein gutes Buch für einen fundierten, gut lesbaren Einstieg zu den genannten Themen.
Vom selben Autor: Eine politische Biografie über Lula im März 2022 im Mandelbaum Verlag und „Bulldozer Bolsonaro“ im September 2020 in Chr. Links Verlag.
BrasilienNachrichten 170/2025
