Christine Wollowski, Recife
Paradieszustand I
Zweihundert Menschen leben in Ponta Grossa. Vor ihnen der Atlantik, hinter ihnen pastellbunte Kreidefelsen, dazwischen das Paradies. So steht es jedenfalls auf dem Willkommensschild von Sidrak geschrieben: „Bemvindo ao Paraíso“, und sicherheitshalber darunter für internationale Besucher: „Welcome“. Das Schild steht am Strand, weil die Strände hier im Ceará so weit und einsam sind, dass sie nebenbei gerne als Straßen genutzt werden. So sehen Vorbeifahrende, dass sich in dem lichten Cashew- Wäldchen vor der Felswand Zivilisation verbirgt. Sehr bescheidene Zivilisation. Die lange Reihe der Fischerboote, der Jangadas, am Strand zeigt: Die Bewohner von Ponta Grossa sind Fischer. An Hauswänden, in Astgabeln, auf Wäscheleinen, überall hängen ihre Fischernetze, Schwimmer, Angelutensilien. Und im Schatten von Palmdächern, Baumkronen und Terrassen hocken sie zusammen, flicken ihre Netze und plaudern in ihrem eigenen gelassenen Rhythmus, der ans Rauschen des Meeres erinnert.